Bulova-Accutron Patente

Max Hetzel gilt als Erfinder der Stimmgabeluhr. Häufig wird die Geschichte kolportiert, er sei mit der Idee für diese Uhr bei den Schweizer Uhrenfirmen hausieren gegangen, aber immer abgewiesen worden und deshalb bei der amerikanischen Firma Bulova gelandet. Das ist natürlich bodenloser Unsinn. Hetzel war seit 1950 bei Bulova in Biel angestellt und beschäftigte sich mit der Automatisierung der Produktion.

Anfang 1952 bekam er den Auftrag zu analysieren, ob die von Lip und Elgin gerade vorgestellte elektrische Uhr eine signifikante Verbesserung der Genauigkeit bringen könnte. Seiner Ansicht nach, war dies nicht der fall. Nur mit einer höheren Frequenz des Gangreglers und als Konsequenz daraus einer elektronischen Steuerung könnte man dieses Ziel erreichen. Da er schon mit Stimmgabeln in Frequenzfiltern gearbeitet hatte, schlug er eine Stimmgabeluhr mit Transistorsteuerung vor.

Neben der Materialbeschaffung, vor allem Batterien, dünnster Draht für die Spulen und Niedervolttransistoren, musste er folgende Probleme lösen:

Max Hetzels Schweizer Patente

Hetzel beantragte bereits 1953 sein erstes Patent zur Stimmgabeluhr in der Schweiz und Ende 1954 hatte er den ersten Prototypen fertiggestellt. Als Elektrotechniker hatte er vor allem das Problem mit der Amplitudenstabilisierung im Griff, seine Klinkenfortschaltung funktionierte aber nie zuverlässig. Bis Mitte 1955 meldete Hetzel diverse weitere Patente zu der Uhr an. Dann wurde die Entwicklung in der Schweiz gestoppt.

Bei diesen ersten Patenten war der Antragsteller die Schweizer Niederlassung der Bulova Watch Company. Es wurde kein Erfinder genannt.

CH Patent
Anmeldedatum
Patente in
anderen Ländern
Bemerkungen
312.290
1953-07-19
DE 971.059
FR 1.102.373
GB 761.609
Hauptpatent: elektrodynamisch angetriebene Stimmgabel mit Permanentmagnet an mindestens einem Gabelzinken, feststehender Spule und nicht näher gekennzeichneter Klinkenfortschaltung
333.403
1954-12-30
DE 1.023.417
FR add. 70.710
GB 797.851
Zusatzpatent: Stimmgabelform mit geringer Kraftwirkung auf die Befestigung der Stimmgabel bei Schwingungen, um die Dämpfung gering zu halten
334.217
1955-02-16
DE 1.030.263
FR add. 70.323
GB 818.678
Zusatzpatent: Ausführungsform einer Uhr mit Stimmgabel als Gangregler, welche nur an einem Gabelzinken angetrieben wird, einer  Klinkenfortschaltung nach CH 318.231 und externer Batterie zum Einbau z.B. in Fahrzeugen.
334.914
1955-01-03
DE 1.026.246 Zusatzpatent: Reguliermöglichkeit der Stimmgabel durch Verbiegen eines am Magneten befestigten Drahts oder durch eine in den Magneten eingedrehten Schraube. 
336.025
1955-03-11
DE 1.038.487 Zusatzpatent: Begrenzung der Schwingungsamplitude der Stimmgabel durch einen am Magnet angebrachten Stift, der bei zu großen Schwingungen durch Anschlag am anderen Magneten die Amplitude begrenzt.
338.154
1955-01-28
DE 1.037.973 Zusatzpatent: Ausführungsform einer Stimmgabeluhr mit Batterie auf der Hauptplatine und Klinkenfortschalung nach CH 318.231 (Prototyp von 1955)
353.311
1958-06-13
DE 1.124.433
FR add. 74.802
GB 854.196
Zusatzpatent: 
Prioritätsanspruch: US 2.971.323
318.230
1953-10-23
US 2.908.174
DE 1.037.972
Hauptpatent: Klinkenfortschaltung
318.231
1954-02-10
DE 1.053.416
FR 1.124.446
GB 799.824
Hauptpatent: Klinkenfortschaltung
342.171
1955-05-12
US 2.960.817
DE 1.095.747
FR 1.153.306
GB 840.086
Hauptpatent: Stabilisierung der Amplitude der Schwingung einer elektrodynamisch abgetriebenen Stimmgabel durch entsprechende Dimensionierung der elektronischen Schaltung. Im Prinzip arbeitet dabei ein Transistor im C-Betrieb mit einem in Reihe zur Steuerspule geschaltetem RC-Glied.
(Das US und FR Patent sind Zusammenfassungen und damit umfangreicher.)
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Max Hetzels amerikanische  Patente

1956 wurden die in den USA laufenden Patentanträge zurückgezogen und neue Patente beantragt, die aber anders zusammengestellt waren. Häufig wird nicht der Prioritätsanspruch eines Schweizer Patents anerkannt, aber im Gegensatz zu den Schweizer Patenten wird Max Hetzel als Erfinder genannt. Wesentliche Neuerung enthalten diese Patente nicht. Die Entwicklung wurde schließlich erst 1956 in den USA wieder aufgenommen. Hetzel war zu dieser Zeit noch in Biel. Die Patente die er nach 1957 veröffentlichte, auch nachdem er 1959 in die USA wechselte, sind nicht zur Anwendung gekommen.

1963 verließ Hetzel Bulova und arbeitete in der Schweiz weiter an Stimmgabeluhren. Dort versuchte er, mit neuen Ideen seine eigenen Patente zu umgehen.

US Patent
Anmeldedatum
Patente in
anderen Ländern
Bemerkungen
S/N 436.949
1954-06-15
"Electronic Device for the Operation of a Timepiece Movement"
Patent zurückgezogen
S/N 463.462
1954-10-20
Patent zurückgezogen
S/N 485.781
1955-02-02
Patent zurückgezogen
S/N 547.510
1955-11-17
Folgepatent zu Serial No. 463.462
Patent zurückgezogen
2.888.582
1956-02-14
"Tuning Fork Oscillator"
2.900.786
1956-05-31
"Timepiece Arrangement"
Folgepatent zu 2.960.817
2.908.174*
1956-04-26
CH 318.230 "Motion Transformer"
2.929.196
1956-03-12
"Electric Timepiece"
Folgepatent zu 2.949.727
2.949.727*
1956-02-14
CH 334.217 "Electric Timepiece"
2.960.817*
1956-05-14
CH 342.171 "Electrical Timepiece"
Folgepatent zu 2.908.174
2.971.323*
1957-06-13
CH 312.290
CH 353.311
DE 1.124.433
FR add. 74.802
GB 854.196
"Electronically-controlled Timepiece"
Folgepatent zu 2.908.174
(Inhaltlich identisch zu CH 353.311)
3.057.147
1956-07-30
FR 1.172.061
GB 825.233
"Motion Converter"
Das Patent beinhaltet CH 318.231 und Zusätze wie in dem FR bzw. GB Patent
3.070.951
1956-08-11
GB 828.357 "Frequenzy-Adjustable Tuning Fork Type Vibrator for an Electrically Energized Timepiece"
3.149.274
1962-01-17
CH 403.657
DE 1.226.946
GB 981.014
"Elektromagnetic Vibrating Drive"
Vermeidung von parasitären Schwingungen durch zweigeteilte, gegenläufig gewickelte Steuerspule.
3.167.905
1963-07-16
CH 479.104
CH 508.908
DE 1.235.823
GB 1.025.165
"Motion Transformers for Electronically Controlled Timepiece"
Fortschaltung mit zwei Klinken an der Stimmgabel
* hier hat das angegebene Schweizer Patent Priorität.

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Die amerikanischen Patente zum ersten produzierten Werk (Kal. 214)

Die Patente, die zur ersten Serienuhr (Kaliber 214) führten, wurden von den amerikanischen Entwicklern Mutter, van Haaften und Bennett veröffentlicht. Sie decken vor allem die Uhrentechnik ab: zuverlässige Klinkenfortschaltung, praktikable Regulierung, platzsparende Bauform. Die letzen beiden aufgeführten Patente kamen erst bei späteren Werken zum Einsatz.

US Patent
Anmeldedatum
Patente in
anderen Ländern
Bemerkungen
S/N 89896
1961-01-19
GB 955.559
FR 1.322.145
(DE 1.279.557)
Ursprüngliches Patent zur ersten Accutron, später aufgeteilt in die folgenden vier Patente
3.162.006
1963-08-19
Stimmgabelform
3.184.981
1963-08-19
Klinkenfortschaltung
3.202.848
1963-08-19
Reguliermöglichkeit der Stimmgabel
3.221.190
1963-08-19
  Elektromagnetische Antriebseinheit (Spulen)
3.257.794
1964-12-29
CH 464.085
DE 1.523.877
GB 1.074.104
Klinkenfortschaltung mit besonderer Vorrichtung zur Verhinderung einer bleibenden Verformung der Klinkenfedern
3.262.259
1965-02-10
CH 505.415
DE 1.300.868
GB 1.064.230
Zeigerstellung: Abkoppeln des Zeigerwerks vom Stimmgabelantrieb bei Zeigerstellung, dadurch ist ein sekundengenaues Setzen der Uhrzeit möglich (kein gestörter Gang bei Wiederanlauf)
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