Die vollautomatische BÜRK-Hauptuhr und ihre Wirkungsweise
aus [Schindler1968]
- Das Kernstück der BÜRK-Uhrenanlage ist die vollautomatische
Präzisions-Hauptuhr mit Invarstahl-Kompensationspendel, minütlichem
elektrischem Aufzug und Gewichtsantrieb, mit eingebauter
Stromversorgungsanlage und automatischer Nachlaufeinrichtung.
- Die Gangreserve und die Nachlaufeinrichtung sind groß (bei HU 110
ca. 12 Stunden, bei HU 120 ca. 24 Stunden). Bei Netzstörungen werden
nach Stromwiederkehr alle angeschlossenen Nebenuhren und Apparate
selbsttätig auf die richtige Zeit, den richtigen Halbtag und das
richtige Datum nachgeschaltet.
- Die BÜRK-Hauptuhren sind denkbar einfach aufgebaut. Sie enthalten
kein Differential- oder differentialähnliches Getriebe mehr. Das
ganze Räderwerk besteht (ohne das Zeigerwerk) aus nur sieben
rotierenden Teilen und übertrifft daher an Betriebssicherheit jedes
andere Hauptuhrwerk.
- Die Kontaktdauer von 3 Sekunden gewährleistet stets ein sicheres
Fortschalten, auch bei großen Nebenuhren.
- Wie die Zeichnung (Abb. i) in vereinfachter Form zeigt, treibt das
Antriebsgewicht 15 das Steigrad 2 über das Gehwerk und das Pendel
über Anker i an. Das Antriebsgewicht 15 senkt sich, und der in Punkt
C drehbar gelagerte Winkelhebel 23 wird durch eine Feder 28 gegen den
Träger der Gewichtsrolle gepreßt und folgt so der Gewichtsbewegung.
Der Winkelhebel 23 dreht sich langsam nach rechts und drückt den
Hebel 25 aus einer der beiden Sperrnuten der Sperrscheibe 18. Auf dem
Hebel 25 ist in Punkt B der Röhrenträgerhebel 26 drehbar gelagert.
Dieser Hebel wird bei einer Linksbewegung des Hebels 25 langsam
angehoben. Das rechte Ende ruht auf dem Exzenter 27 und wird durch
dessen Drehbewegung während einer Minute um genau soviel wie das
linke Ende im Drehpunkt B angehoben. Es erfolgt demnach eine
Parallelverschiebung nach oben. Hat der Exzenter 27 seinen
Höchstpunkt überschritten, kippt der Röhrenträgerhebel 26 nach
rechts und schaltet über die Quecksilberschaltröhre 16 den
Aufzugmotor 14 ein. Das Antriebsgewicht 15 wird über ein
Rädervorgelege durch Linksdrehen des Aufzugsrades 19 aufgezogen. Der Winkelhebel 23 folgt auch
dieser Bewegung, so daß sich das abgewinkelte Ende des Hebels 25 gegen
diese Sperrscheibe 18 legt. Das linke Ende vom Röhrenträgerhebel 26
bleibt im Punkt B angehoben und damit ist auch die Quecksilberschaltröhre
16 eingeschaltet, solange bis das Ende des Hebels 25 in die nächste Nute
der Sperrscheibe 18 einfallen kann. Erst jetzt senkt sich auch das linke
Ende des Röhrenträgerhebels 26 in Punkt B ruckartig und schaltet dadurch
mit der Quecksilberschaltröhre 16 den Aufzugsmotor 14 wieder aus. Das
Antriebsgewicht wird also im Zeitabstand von je einer Minute aufgezogen.
Die kurzschlußsicheren Quecksilberschaltröhren für die Minutenkontakte
ersparen jede Wartung der elektrischen Einrichtung und außerdem die
Verwendung eines Stromwenderelais.
- Abbildung 3 zeigt deutlich, daß in jeder Minute, das entspricht
einer Halbdrehung der Sperrscheibe 18, eine der beiden 3-poligen
Quecksilberschaltröhren 30 bzw. 31 gekippt wird. Durch die abwechselnde
Betätigung der beiden Schaltröhren 30 bzw. 31 werden in ihrer Richtung
wechselnde Impulse an die Nebenuhren abgegeben.
- Wird am Minutenzeiger 12 der Hauptuhr (Abb. 2) das Gehwerk im
Uhrzeigersinn verstellt, so dreht sich das Laufradtrieb 5 lose auf der
Laufradwelle. Laufradtrieb 5 ist fest mit einer Friktionsfeder 9
vernietet, die an ihren Enden halbkugelig geprägt ist. Diese
Friktionsfeder 9 wird gegen die Planseite des Laufrades gepreßt und
gleitet dort entlang, dabei rastet sie von Minute zu Minute spürbar in je
2 Laufradbohrungen ein. Durch das Rechtsdrehen des Minutenzeigers senkt
sich das Antriebsgewicht 15, so daß die Nachlaufeinrichtung in Tätigkeit
' tritt. So wird beim Verstellen der Hauptuhr das Nachstellen der
Nebenuhren mit der Hand überflüssig, sie springen von selbst nach, wenn
die Hauptuhr gerichtet wird.
Bei dem Beispiel (Abb. i) legt sich der Hebel 23 gegen den Anschlagstift 29. Hebel 25 wird angehoben. Die Quecksilberschaltröhre 16 bleibt so lange eingeschaltet, bis das Antriebsgewicht 15 wieder seine ursprüngliche Höhe einnimmt und der Hebel 25 über den Hebel 23 an die Sperrscheibe 18 gelegt wird, so daß er in die nächste Sperrnute einfallen kann. Damit ist das Antriebsgewicht wieder aufgezogen, alle Nebenuhren zeigen jetzt wieder die Zeit der Hauptuhr an.
- Wird der Minutenzeiger um einige Minuten zurückgestellt (nur ohne
eingebaute Signaleinrichtung möglich), so wird dadurch das Gewicht 15
noch weiter aufgezogen und der Hebel 23 neigt sich noch mehr nach
links. Hebel 25 folgt der Bewegung, bis er im Grund der Sperrnute der
Sperrscheibe 18 aufsitzt. Das linke Ende des Röhrenträgerhebels 26 senkt
sich im Punkt B so tief, daß die Quecksilberschaltröhre 16 ausgeschaltet
bleibt. Das Antriebsgewicht 15 wird also nicht mehr aufgezogen und die
Quecksilberschaltröhren 30 bzw. 31 nicht mehr gekippt. Alle Nebenuhren
bleiben stehen, bis sich das Antriebsgewicht wieder in seiner Normallage
befindet, dann zeigt auch die Hauptuhr wieder die Zeit der Nebenuhren an.
Das Antriebsgewicht wird wieder jede Minute aufgezogen und die Nebenuhren
werden weitergeschaltet.
- Die Hauptuhren mit eingebauter Stromversorgungsanlage sind auf
Nebenuhrspannung von 12 oder 24 Volt einstellbar. Der Transformator ist
primärseitig so abgesichert, daß die Sicherung sowohl bei Kurzschlüssen
im Starkstromkreis als auch bei Kurzschlüssen im Nebenuhrstromkreis
durchschmilzt. Das Antriebsgewicht 15 sinkt dann so lange, bis nach der
Störungsbeseitigung eine neue Sicherung eingesetzt wird. Der Motor zieht
das Antriebsgewicht auf, bis es seine alte Höhe und die Nebenuhren die
Zeit der Hauptuhr erreicht haben.
- In der Normalausführung ist die eingebaute Stromversorgung für 50
Nebenuhren ausreichend. Die Ausführung mit verstärkter
Stromversorgungsanlage ist zum Anschluß bis zu 150 Nebenuhren geeignet.
- Der direkte Netzanschluß hat den Vorteil, daß Akku-Batterie und
Dauerladegerät und ihre Wartung entfallen.
- Jede Hauptuhr mit Nachlaufeinrichtung kann auch mit einer
Signaleinrichtung geliefert werden. Diese Signaleinrichtung enthält nur
noch einen Kontakt, nämlich eine mit 6 A belastbare
Quecksilberschaltröhre. Sie ist mit oder ohne SuSa-Schaltung und in
vielen Spezialausführungen lieferbar. Alle Signale, auch
Starkstrom-Signale, können ohne Relais direkt an die Signaleinrichtung
angeschlossen werden.
- Sollte aus bestimmten Gründen eine Uhrenanlage netzunabhängig (also
mit Akku-Batterie) betrieben werden, so wird die BÜRK-Hauptuhr für
Batterie-Anschluß (HU 110 B und HU 120 B) mit neuartigem, vollkommen
kontaktlosem Gleichstrom-Kleinstmotor verwendet. Die Leistungsaufnahme
beträgt ca. 0,2 Watt.
Bei diesen Hauptuhren tritt die automatische Nachlaufeinrichtung nach Beheben von Batteriestrom-Unterbrechungen und Kurzschlüssen im Nebenuhrstromkreis in Tätigkeit.