Martin Fischer (1867-1947)
Kurzbiografie
Über den Uhrmacher Martin Fischer ist anscheinend nicht viel bekannt. In der einschlägigen Literatur wird immer nur der Standardsatz "...Martin Fischer, der 1899 das Magneta System kreierte..." zitiert. Vielleicht ergeben die auf seinen Namen angemeldeten Patente ja etwas mehr Aufschluss.
Liste der Schweizer Patente (PDF)
Geboren wurde Martin Fischer 1867. Über seine Ausbildung
ist (mir) nichts bekannt. Im 19. Jahrhundert scheint er sich aber zunächst nur mit
Uhren befasst zu haben. Am 15. Dezember 1899 reichte er dann sein berühmtes Patent
über eine "Elektrische Uhrenanlage ohne Batterie" (CH 19.701) ein.
Diese Uhren wurden von der Firma Magneta gefertigt, über die auch nichts weiter
bekannt ist, als dass sie von Landys&Gyr übernommen wurde und die Uhren dort
unter dem Namen Inducta weiter gefertigt wurden. Ob die Firma Martin Fischer gehörte, kann nicht zweifelsfrei ermittelt werden.
Danach scheint sich Fischer dem Automobilbau zugewandt zu haben.
Zahlreiche Patente aus den Jahren ab 1904 geben darüber Auskunft. Zusammen mit Paul Vorbrodt baute er ab 1904 Automobile unter dem Namen "Turicum" (der lateinische Name von Zürich). Diese waren wirtschaftlich sehr erfolgreich,
sodass 1907 die Turicum AG mit einem Startkapital von 950.000 SFr gegründet werden
konnte. Schon 1908 stieg aber Fischer wieder aus der Firma aus und baute Automobile
unter seinem eigenen Namen. Die Fischer-Automobile waren eigenständige
Entwicklungen und in technischer Hinsicht sehr fortschrittliche Wagen.
"Fischer entwickelte ein richtungweisendes Chassis, ein neuartiges Getriebe mit Innenverzahnung
sowie einen Schiebermotor eigenen Konzepts." (Roger Gloor, siehe Quellen)
Im Ersten Weltkrieg brach jedoch die exportorientierte Produktion zusammen und wurde auch
nach Beendigung des Krieges nicht wieder aufgenommen. Statt dessen wurde für die
Schweizerische Industrie-Gesellschaft (SIG) in Niederhausen bei Schaffhausen ein
Kleinwagen entwickelt, der jedoch nie in Produktion ging.
Nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigte sich Martin Fischer neben den Automobilen
noch mit anderen Dingen. So beantragte er 1929 ein Patent über eine Zigarette "mit
einer Abbrenngrenze, durch welche das Weiterglimmen über jene Grenze hinaus und
dadurch die lästige Rauchentwicklung verhindert wird" (CH 142.429), oder über einen
lenkbaren, einkufigen Stehschlitten, "der auch weniger geübten Personen ermöglichen
soll, sich leicht und mühelos auf dem Schnee fortzubewegen und dabei große Geschwindigkeiten
zu erreichen" (CH 183.713 von 1935).
In dieser Zeit kehrte er auch zu den lange vernachlässigten Uhren zurück. Neben
den bereits im Zusammenhang mit der Junghans "Elektronom" erwähnten
Patenten zur pneumatischen und elektro-pneumatischen Uhr erhielt er ein Patent
über eine elektrische "Armband- oder Taschenuhr, deren Gehäuse einen elektromagnetischen
Aufzugsmechanismus für die Uhrfeder und eine Taschenbatterie zur Speisung des Aufzugsmechanismus
enthält" (CH 195.383 von 1937). Derartige Ideen sind in jener Zeit in
vielen Patentanmeldungen zu finden, dürften es aber in den meisten Fällen noch nicht
einmal bis zu einem Prototypen geschafft haben.
Martin Fischer starb 1947.
Quellen
-
Roger Gloor: Auch die Schweiz hatte ihre Autopioniere
in: Automobil Revue 4/2006, Espace Media Groupe, Bern 2006 - Traumauto Archiv
- GTÜ Oldtimerservice
- Martin Fischer bei Wikipedia (en)